„Totalausverkauf“ wegen Geschäftsaufgabe: Am Ende des Monats ist im Elektrofachhandel Schluss

Nach über zwanzig Jahren geht in Revensdorf eine Ära zu Ende – der beliebte Angel- und Outdoorladen schließt endgültig.

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Ein letztes Kapitel für ein echtes Original: Der Totalausverkauf „Angeln-und-mehr“ markiert das Ende einer Ära in Revensdorf. Über zwei Jahrzehnte lang war der Laden Treffpunkt, Anlaufstelle und Herzstück für Angler und Outdoorfreunde aus der ganzen Region. Jetzt ist klar – Ende November gehen die Lichter aus. Doch bis dahin winken satte Rabatte, Erinnerungen und ein Abschied mit Wehmut.

Ein Traditionsgeschäft verabschiedet sich

Die Türglocke von Angeln-und-mehr“ wird bald zum letzten Mal erklingen. Nach mehr als 20 Jahren im Geschäft verabschiedet sich Inhaber Henry Rath in den Ruhestand – mit 69 Jahren, wie er sagt, „nicht ganz freiwillig, aber mit einem guten Gefühl“. Gemeinsam mit seiner Frau Angelika hat er den Laden in der Raiffeisenstraße 13 aufgebaut, Stück für Stück, vom kleinen Fachhandel bis zum bekannten Treffpunkt für Petrijünger aus ganz Schleswig-Holstein.

Der Totalausverkauf „Angeln-und-mehr“ läuft bis Ende November. Bis zu 70 Prozent Nachlass gibt es auf das gesamte Sortiment – von hochwertigen Angelruten über Rollen, Kescher und Köder bis hin zu Zelten, Rucksäcken und Outdoor-Kleidung. Selbst die Einrichtung, Regale und Vitrinen, sucht neue Besitzer. „Es fühlt sich seltsam an, das alles hinter sich zu lassen“, sagt Rath. Manchmal trifft es einen plötzlich – und man weiß: Weiter so geht’s nicht mehr.

Seine Kundschaft reagiert mit Bedauern, manche auch mit Nostalgie. Viele kennen Henry Rath seit Jahrzehnten, haben hier ihre erste Angel gekauft oder sich für den nächsten Norwegen-Trip eingedeckt. Der Laden war mehr als nur ein Geschäft – er war ein Treffpunkt für Gleichgesinnte, ein Ort für Fachgespräche, Tipps und kleine Geschichten vom Wasser.

Warum der Rückzug kein Einzelfall ist

Die Geschichte des Totalausverkaufs „Angeln-und-mehr“ steht exemplarisch für eine ganze Branche. Immer mehr spezialisierte Fachhändler kämpfen ums Überleben. Der Onlinehandel hat auch den Angelsport erreicht, Rabattschlachten und Lieferketten machen kleinen Läden das Leben schwer. Viele Betreiber rücken ins Rentenalter – und es fehlt an Leuten, die übernehmen.

Schleswig-Holstein hat in den vergangenen Jahren mehrere solcher Verluste hinnehmen müssen. In Eutin schloss das „Angelcenter Holsteinische Schweiz“ nach 26 Jahren, in Eckernförde verschwand der letzte Angelladen aus der Innenstadt. Und selbst in Bremerhaven fiel nach unglaublichen 130 Jahren der Vorhang für ein Traditionsgeschäft.

Rath kennt die Gründe. „Die Leute kaufen bequem im Internet. Das verstehe ich ja. Aber der persönliche Kontakt, das Fachwissen – das alles geht verloren.“ Sein Laden war nie nur Verkaufsfläche. Es war ein Ort, an dem man Rat bekam, neue Produkte ausprobieren durfte und manchmal einfach nur auf einen Kaffee vorbeischaute.

Mehr als Rabatte – ein Abschied mit Geschichte

Wer beim Totalausverkauf „Angeln-und-mehr“ vorbeischaut, findet mehr als nur günstige Angebote. Zwischen den Regalen lebt eine ganze Welt aus Erinnerungen – an Gespräche über Ködertricks, Lieblingsruten und lange, nasse Nächte am Wasser.

Das Sortiment spiegelt die Leidenschaft des Besitzers wider: präzise sortiert, praktisch, robust. Es gibt keine Massenware, sondern sorgfältig ausgewählte Produkte, die über Jahre Bestand hatten. Viele Kunden wissen genau das zu schätzen. „Hier habe ich mehr mitgenommen als aus jedem YouTube-Video“, meint ein Stammkunde.

Selbst wer mit Angeln nichts am Hut hat, findet hier etwas: wetterfeste Kleidung, Thermoskannen, Campingstühle – alles, was man für draußen braucht. Mit dem Ende des Ladens verschwindet auch ein Stück lokaler Vielfalt. Große Ketten und Online-Riesen füllen die Lücke kaum.

Ein stiller Abschied mit klarer Botschaft

Der Totalausverkauf „Angeln-und-mehr“ läuft noch bis zum 29. November. Danach gehen die Türen endgültig zu. Kein großer Abschied, kein Trubel – einfach das leise Aus für ein Geschäft, das über zwei Jahrzehnte zum Revensdorfer Alltag gehörte.

Für Henry Rath beginnt ein neuer Lebensabschnitt. „Ich genieße den Gedanken an ein paar ruhige Tage – und daran, endlich wieder selbst die Angel auszuwerfen“, sagt er mit einem Lächeln. In seiner Stimme schwingt Stolz mit – und auch ein bisschen Wehmut.

Der Abschied von „Angeln-und-mehr“ zeigt, was vielen gar nicht bewusst ist: Hinter jedem kleinen Laden steckt eine Geschichte, oft ein ganzes Leben. Und mit jeder Schließung verschwindet auch ein Teil dieser persönlichen Note, die große Märkte nie ersetzen können.

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