Die neuen Ergebnisse von Stiftung Warentest Kaffeebohnen bringen Bewegung in den Markt – und das mitten in turbulenten Zeiten. Während die Arabica-Preise an den Weltmärkten weiter in die Höhe schießen, ziehen deutsche Supermärkte und Discounter an der Preisschraube nach unten. Für viele Verbraucher klingt das wie ein Widerspruch, für Experten ist es ein spannendes Phänomen: teure Rohstoffe, aber sinkende Ladenpreise. Und mittendrin zwei Kaffeemarken, die mit ihrer Qualität selbst kritische Tester begeistert haben.
Stiftung Warentest Kaffeebohnen – zwei Marken überzeugen auf ganzer Linie
Der Kaffeepreis bleibt auf hohem Niveau. Seit seinem Tief im Jahr 2019 hat er sich laut Trading Economics vervierfacht. Trotzdem atmen viele Kaffeetrinker auf: Aldi, Lidl, Rewe und Co. haben die Preise ihrer Hausmarken um rund sieben Prozent reduziert. Eine kleine, aber spürbare Entlastung.
Wer mehr auf Geschmack als auf den günstigsten Preis achtet, orientiert sich gern an unabhängigen Tests. Die Ergebnisse der Stiftung Warentest Kaffeebohnen liefern genau das – eine fundierte Orientierung zwischen Supermarktregal und Online-Shop. Besonders zwei italienische Marken haben im jüngsten Vergleich überzeugt: Lavazza Espresso Italiano Cremoso und Segafredo Intermezzo. Beide erzielten im entscheidenden Testkriterium – Geruch, Geschmack und Optik – die Bestnote 1,0.
Lavazza wurde insgesamt mit der Note „gut“ (1,8) bewertet, dicht gefolgt von Segafredo mit „gut“ (1,9). Für viele Espressofans bestätigt sich damit, was sie schon lange ahnten: Der perfekte Kaffee kommt aus Italien – und schmeckt ein bisschen nach Urlaub.
Aktuell kostet der Lavazza Espresso Italiano Cremoso wieder 20,99 Euro pro Kilo, der Segafredo Intermezzo liegt bei 21,99 Euro. Eine frühere Rabattaktion ist beendet, doch angesichts der Qualität dürften viele bereit sein, den regulären Preis zu zahlen.
Wie die Tester vorgegangen sind
Die Stiftung Warentest Kaffeebohnen wurden gründlich geprüft. Insgesamt 21 Sorten kamen ins Labor, darunter sechs Espresso- und 15 Caffè-Crema-Röstungen. Fünf Produkte trugen ein Bio-Siegel. Eingekauft wurde quer durch Deutschland, die Preise ermittelten die Tester direkt bei den Herstellern.
Die Bewertung folgte einem klaren Schema:
- Sensorik (55 %) – Geschmack, Geruch, Mundgefühl, Nachgeschmack, Farbe
- Schadstoffe (20 %) – Analyse auf Acrylamid, Schimmelpilzgifte, Mineralöle und Metalle
- Deklaration (15 %) – Korrekte und gut lesbare Angaben zu Herkunft und Zubereitung
- Verpackung (10 %) – Handhabung, Wiederverschließbarkeit und Recyclingfähigkeit
Zubereitet wurden die Bohnen im Vollautomaten – neutral, ohne Milch oder Zucker. Die Verkostung lief anonym ab – keiner der Tester wusste, welcher Kaffee in seiner Tasse war.
Das Fazit fiel deutlich aus: „An der Qualität der Bohnen ist kaum etwas auszusetzen“, urteilte das Testteam. Unterschiede zeigten sich vor allem bei Aroma und Röstung. Espresso punktete mit kräftigen Noten und samtigem Mundgefühl, während Caffè Crema etwas milder ausfiel. Überraschend: Selbst günstige Eigenmarken lieferten ordentliche Ergebnisse, wenn auch ohne das feine Aromenspiel der Premiumsorten.
Warum Kaffee teuer bleibt – trotz sinkender Ladenpreise
Ein Blick auf die Weltmärkte erklärt, warum der Kaffee im Einkauf weiter teuer ist. Wie Daten von Trading Economics zeigen, kostet ein Pfund Arabica-Bohnen derzeit etwa vier US-Dollar – doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Der Preisanstieg hängt mit knapperen Lagerbeständen und neuen US-Zöllen auf Kaffee aus Brasilien zusammen.
Viele Röstereien in den USA zögern mit neuen Verträgen, solange die Handelsgespräche zwischen Washington und Brasília stocken. Laut der Intercontinental Exchange sind die globalen Arabica-Reserven auf ein 19-Monats-Tief gefallen – nur noch 431.000 Säcke wurden zuletzt registriert. Weniger Angebot, hohe Nachfrage – das treibt die Kurse.
Warum die Preise im Supermarkt trotzdem leicht sinken, liegt an mehreren Faktoren:
- Langfristige Lieferverträge: Große Handelsketten sichern sich ihre Rohkaffeemengen oft Monate im Voraus.
- Eigenmarkenstrategie: Discounter und Supermärkte gleichen steigende Einkaufspreise durch geringere Margen aus.
- Starker Wettbewerb: Der Preisdruck im Handel zwingt viele Anbieter, mit günstigeren Aktionspreisen zu reagieren.
Für Konsumenten bleibt das ein Vorteil – zumindest vorübergehend. Auf lange Sicht werden sich die gestiegenen Rohstoffkosten aber wieder bemerkbar machen.
Kaffee bleibt Genuss – und ein Stück Lebensgefühl
Die neuen Stiftung Warentest Kaffeebohnen-Ergebnisse zeigen: Qualität ist keine Frage des Preises, sondern der Röstung und Herkunft. Italienische Marken wie Lavazza und Segafredo setzen Maßstäbe, doch auch deutsche und skandinavische Röstereien holen auf.
Auffällig ist, wie stark sich die Kaffeekultur verändert hat. Während früher Filterkaffee aus der Maschine dominierte, boomt heute der Vollautomat. Immer mehr Menschen investieren in gute Bohnen, probieren Sorten aus aller Welt und achten auf Herkunft, Nachhaltigkeit und Fairness.
Das spiegelt sich auch in den Tests wider. Bio-Kaffees punkten mit Transparenz, doch beim Geschmack sind konventionelle Marken oft überlegen – ein Ergebnis, das viele überrascht.
Wer tiefer eintauchen will, findet in den detaillierten Testergebnissen jede Menge Vergleichswerte – vom Säuregehalt bis zur Röststärke. Die Stiftung Warentest Kaffeebohnen liefern damit mehr als nur Bewertungen. Sie zeigen, dass Kaffee weit mehr ist als ein Wachmacher: Er ist Ritual, Genuss und ein kleines Stück Alltag, das man bewusst gestalten kann.
Klar ist auch: Der Kaffeepreis bleibt ein sensibles Thema. Wetterextreme, Handelskonflikte und steigende Produktionskosten beeinflussen den Markt langfristig. Doch wer Qualität sucht, findet sie – und muss dafür nicht zwingend das Teuerste kaufen.
Ob kräftiger Espresso oder milder Caffè crema: Die Testergebnisse machen Lust, den eigenen Lieblingskaffee neu zu entdecken. Und vielleicht schmeckt die nächste Tasse sogar ein bisschen besser – einfach, weil man weiß, was drinsteckt.