Wo einst Parfümwolken und Designermode durch die Hallen zogen, wächst jetzt ein neues Stück Berlin heran. Das einstige Galeries-Lafayette-Gebäude in der Friedrichstraße verwandelt sich – still, aber mit großer Wirkung. Hinter der Fassade aus Glas entsteht unter dem Namen „Lumina“ ein urbanes Quartier, das Arbeiten, Wohnen und Genießen neu denkt. Und wer genauer hinschaut, erkennt: Hier geht es nicht nur um Architektur, sondern um den Pulsschlag einer sich wandelnden Stadt.
Lumina Berlin steht sinnbildlich für den Wandel der Hauptstadt – dort, wo einst Luxusmarken residierten, wächst nun ein modernes Stadtquartier. Die Friedrichstraße verändert ihr Gesicht, und mit ihr ein Stück Berliner Geschichte. Statt Haute Couture und Champagner entstehen Büros, Wohnungen, Gastronomie und grüne Freiflächen über den Dächern der Stadt. Ein Projekt, das den Puls der Zeit trifft – und die Idee von urbanem Leben neu denkt.
Neues Kapitel in der Friedrichstraße
Wer heute an der Ecke Friedrichstraße und Französische Straße vorbeiläuft, erkennt schon die Umrisse des Wandels. Wo früher die Galeries Lafayette Glanz und Pariser Flair versprühten, entsteht nun Lumina Berlin – ein Ort, der Arbeit, Wohnen und Freizeit miteinander verbindet. Das ursprüngliche Gebäude, entworfen vom französischen Stararchitekten Jean Nouvel, bleibt als architektonische Hülle erhalten, wird aber von Grund auf neu gedacht. Der Umbau des ehemaligen „Quartier 207“ ist kein Facelifting, sondern eine Metamorphose.
Auf rund 56.500 Quadratmetern wächst in der Friedrichstraße ein neues Stück Stadt – verteilt auf sieben Stockwerke und vier Untergeschosse. Im Erdgeschoss sollen bald Cafés, kleine Läden und Restaurants Leben ins Gebäude bringen. Darüber entstehen moderne Büros mit Raum für verschiedenste Arbeitswelten. Die entlang der Jägerstraße gelegenen Wohnungen bleiben erhalten, ergänzt durch neue Aufenthaltsbereiche und eine großzügige Dachterrasse mit Blick über die Dächer der Hauptstadt. Die Projektgesellschaft Waterbound Real Estate spricht von einem „urbanen Mikrokosmos“, der das Viertel langfristig beleben soll.
Auch ein modernes Fahrradparkhaus ist Teil des Plans – ein Detail, das zeigt, dass Mobilität heute anders gedacht wird. Weniger Parkplätze, mehr Bewegung auf zwei Rädern, mitten im Herzen Berlins. Lumina Berlin soll ein offenes Haus werden – kein in sich geschlossenes Kaufhaus wie früher, sondern ein Ort, der Stadtleben atmet.
Vom Kaufhaus zum Zukunftsquartier
Mit dem Ende der Galeries Lafayette ging 2024 ein Stück Berliner Geschichte zu Ende. Die Friedrichstraße verlor eine ihrer bekanntesten Adressen – und doch markierte das Aus zugleich einen Neuanfang. Denn während klassische Warenhäuser vielerorts leer stehen, setzt Lumina Berlin auf ein Konzept, das den Strukturwandel aufgreift, statt ihn zu fürchten.
Statt Rolltreppen zwischen Parfumabteilungen und Feinkost gibt es künftig offene Flächen, flexible Räume und viel Tageslicht. Die Architekten von Ateliers Jean Nouvel arbeiten dabei mit ihrem eigenen, ursprünglichen Entwurf – nur mit völlig neuem Anspruch. Ziel ist, wie es heißt, „klare Sichtachsen“ und „zeitgemäße Raumstrukturen“ zu schaffen, die zu modernen Arbeits- und Lebenswelten passen.
Der Nachhaltigkeitsgedanke spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Gebäude soll eine LEED-Platin-Zertifizierung erhalten – das höchste internationale Nachhaltigkeitssiegel für Immobilien. Auch die EU-Taxonomie für grüne Gebäude wird berücksichtigt. Energieeffiziente Materialien, intelligente Lichtsteuerung, begrünte Dachflächen und eine optimierte Klimabilanz sind feste Bestandteile des Projekts. Lumina Berlin will nicht nur modern wirken, sondern auch nachhaltig funktionieren.
Eine ursprünglich diskutierte Idee, die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) in das Gebäude einziehen zu lassen, wurde längst verworfen. Statt Bücherregalen und Lesesälen entstehen offene Arbeitswelten – eine Entscheidung, die zwar polarisiert, aber in den Kontext der aktuellen Stadtentwicklung passt.
Ein Spiegel des städtischen Wandels
Der Umbau ist mehr als ein architektonisches Projekt – er erzählt vom Wandel der Innenstädte. Überall in Deutschland, vor allem in Metropolen wie Berlin, verändern sich die Zentren. Große Kaufhäuser, einst Tempel des Konsums, verlieren an Bedeutung. Die Corona-Pandemie, der Onlinehandel und neue Arbeitsmodelle haben Spuren hinterlassen. Lumina Berlin greift diese Realität auf und zeigt, wie sie neu interpretiert werden kann.
Das Projekt steht exemplarisch für den Trend zum „Mixed Use“ – also zur Kombination verschiedener Nutzungen unter einem Dach. Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, Freizeit – alles eng verzahnt. Damit entsteht eine neue Form von Urbanität, die flexibel auf die Bedürfnisse einer Generation reagiert, die sich zwischen Homeoffice, Stadtleben und Nachhaltigkeit bewegt.
Vergleichbare Entwicklungen gibt es vielerorts: Der frühere Kaufhof am Ostbahnhof wurde bereits in ein Bürohaus verwandelt. In der City West entstehen neue Wohn- und Gewerbekonzepte in ehemaligen Ladenimmobilien. Die Stadt wandelt sich – nicht mehr über Nacht, sondern durch viele kleine, durchdachte Projekte. Lumina Berlin fügt sich hier nahtlos ein, mit einer Vision, die sowohl wirtschaftlich als auch städtebaulich überzeugt.
Gleichzeitig bleibt eine Frage: Wie gut funktioniert dieser neue Nutzungsmix in der Realität? Mixed-Use-Projekte leben von ihrer Balance. Zu viel Büro, und das Viertel wird tagsüber belebt, abends aber still. Zu viel Gastronomie, und die Mieten explodieren. Der Erfolg von Lumina Berlin wird sich daran messen, ob es gelingt, diesen Spagat zu meistern.
Architektur mit Geschichte und Zukunft
Das Besondere an diesem Projekt ist die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Jean Nouvels ursprüngliches Design bleibt sichtbar – die ikonische Glasfassade, die elegante Linienführung, der futuristische Trichter im Inneren. All das soll bewahrt und zugleich modernisiert werden. Der Umbau folgt damit einem Prinzip, das in Berlin selten so konsequent umgesetzt wird: Bewahren, was prägt – verändern, was veraltet ist.
Bis 2027 soll der Umbau abgeschlossen sein. Dann wird Lumina Berlin offiziell eröffnet und die Friedrichstraße um ein weiteres architektonisches Highlight reicher. Schon jetzt ist absehbar, dass das Projekt mehr als nur ein Immobilienvorhaben ist. Es steht für eine Idee von Stadt, in der Grenzen verschwimmen – zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Innen und Außen, zwischen Geschichte und Zukunft.
Der Name „Lumina“ kommt nicht von ungefähr. Er soll Licht und Offenheit symbolisieren – Werte, die sich im Konzept widerspiegeln. Große Glasflächen, begrünte Höfe, Räume für Begegnung und Bewegung. Es ist ein Bruch mit dem klassischen Bild der Friedrichstraße, die lange als mondän, aber unnahbar galt. Hier entsteht etwas Neues – nicht laut, aber konsequent.
Wenn Lumina Berlin 2027 seine Türen öffnet, wird es nicht einfach ein weiteres Bauprojekt sein. Es wird zeigen, dass Wandel nicht immer Verlust bedeuten muss. Manchmal ist er schlicht der nächste Schritt einer Stadt, die sich immer wieder neu erfindet.